Christkindlmarktbesuch mit Kater*

Noch bevor der Wiener Platz mit seinen Adventsmarktstandln ins Sichtfeld rückt, schlägt mir ein Mischmasch von Gerüchen entgegen – und direkt in die Magengrube.

Ein Christkindlmarktbesuch mit Kater ist wie ein Metzgereibesuch für einen Vegetarier: er ruft das exakte Gegenteil der erhofften Reaktion hervor – die komplette Konsumverweigerung.

Glühwein, Fettiges und Zuckriges vermischen sich in der Luft mit den feilgebotenen Wellness-Seifen und Räucherstäbchen. Letztere gehören spätestens seit der Erfindung des Winter-Tollwood zu den typischen Christkindlmarkt-Gerüchen und verursachen heute auch nicht wesentlich mehr Kopfweh als an jedem anderen Tag. Doch auch das sonst so erfolgreiche Christkindlmarkt-Duftmarketing verfehlt heute seine Wirkung. Sündhaft leckere Süßspeisen sind nichts für meinen flauen Magen. Der vermeintlich einladend duftende Glühwein weckt Erinnerungen an den letzten Schnaps, den ich gestern nicht hätte trinken sollen.

Daran, wie ein heißer Sprizz mir jetzt bekommen würde, mag ich gar nicht denken. Schnell weg von den Verpflegungs- hin zu den Verkaufsständen.

Sämtliche Stände mit Lavendelkissen, Duftkerzen und Aromaölen zu umgehen, grenzt an Hochleistungssport, aber der olfaktorische Slalom führt mich auch an Stände, wo Weihnachtsgeschenke nach nichts riechen. In diesem Jahr schenkt der Haidhauser offenbar Wertarbeit: glattpolierte Edelholz-Bretter, kuschlig weiche Lammfell-Schuhe, handgenähte, liebevoll bestickte… oh je, Lavendelkissen!

Ich komme ein andermal wider – ohne Kater.

*eine kleine Fingerübung aus dem VHS-Seminar “journalistisches Schreiben”, das ich übrigens wärmstens empfehlen kann.